Eines der problematischsten Bauvorhaben in Wien: Eine Gratwanderung im Unschärfebereich zwischen Denkmalschutz, Umnutzung und zeitgenössischer architektonischer Intervention. Die vier gewaltigen Gasometerhüllen – zylindrisches Sichtziegelmauerwerk auf einem Sockel, jeweils gedeckt mit einer flachen Kuppel – umschließen die wahrscheinlich eindrucksvollsten Innenräume, die es in Wien in historischen Gebäuden noch gibt. Sie sind so groß, dass in jedem solchen Innenraum das Wiener Riesenrad Platz finden würde. Und sie stehen in einer peripheren Gegend der Stadt, wo sich Wohnen und Gewerbe schon sehr verschränken. Gesucht wurde nach einer neuen Nutzungsmöglichkeit für diese Industriebauten. Und entschieden wurde zugunsten von Wohnbauten, die in der - nunmehr durchlöcherten – historischen Hülle realisiert werden. H&V formulieren dagegen eine krasse, unmissverständliche Aussage, die im extremen Widerspruch zur realisierten Lösung steht. Das Büro packt genau das, was im Gasometer-Innenraum Platz finden sollte, in der historischen Hülle, in einen eigenen Baukörper hinein, der als überdeutliches Architektur-Statement hinter die vier Zylinder gestellt ist. Das Projekt erstreckt sich über 300 Meter Länge und beinhaltet 27 Geschoße. Der offensichtliche Gewinn: Die infrastrukturellen Maßnahmen, die jetzt zur Aufwertung des bisher unterentwickelten, aber durch einen eigenen, neu geschaffenen U-Bahn-Anschluss interessanter gewordenen Gebietes unter eingeschränkten Bedingungen in die Umgebung gestellt werden, die hätten in den Gasometern selbst Platz gefunden. Damit wäre das eigentliche Spektakel dieser Denkmäler, das eindrucksvolle Raumvolumen, weitgehend erhalten geblieben.
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Status: Wettbewerbsprojekt